Die Macht der Abwesenheit : zur städtebaulichen Gestaltungsdebatte um den Stadtplatz unter dem Berliner Fernsehturm
Erscheinungsjahr: 2015
Die Publikation widmet sich der Neu-Initiierung der Gestaltungsdebatte um den Stadtplatz unter dem Berliner Fernsehturm und das Marx-Engels-Forum in den Jahren 2009/10, die 2014 noch nicht abgeschlossen ist. Das einst an dieser Stelle gewesene historische Stadtviertel und dessen Rekonstruktion einerseits sowie eine noch fehlende Planungsidee für eine Freiraumgestaltung andererseits waren 2009/10 die sich gegenüberstehenden Positionen.
Der vorliegenden Untersuchung liegt die Frage zugrunde, was diese Debatte so scheinbar unlösbar, so emotional macht und was sie seit so vielen Jahren am Leben hält. Es ist Gegenstand dieser Arbeit aufzuzeigen, dass es sich um eine Debatte um Abwesenheit handelt, bei der nicht mehr oder noch nicht vorhandene Gebäude, Stadtstrukturen und städtebauliche Konstellationen die bestehende Gestaltung aus der Wahrnehmung ausblenden.
Ziel ist es, die aktuelle Debatte in die Planungsgeschichte dieses Ortes einzuordnen, Gedanken für den zukünftigen Umgang mit dem Ort daraus abzuleiten und Abwesenheit als Parameter für Stadtplanung und Denkmalpflege begrifflich-konzeptionell fassbar und für den städtebaulichen Diskurs operationalisierbar zu machen.[–]
Etwas, das abwesend ist, ist physisch nicht anwesend, es war aber entweder einst vorhanden oder es soll in Zukunft vorhanden sein und kann daher als unscharfe, individuelle Konstruktion bei der Betrachtung und Planung für einen Ort mitgedacht werden und Einfluss auf die Entscheidungen nehmen. Dann nimmt das Abwesende städtebauliche Gestaltungsmacht an.
Durch die Betrachtung der Rolle von Abwesenheit in der Debatte um den Stadtplatz und das Forum sollen neue Ansätze für das Verständnis und die Bewertung der heutigen städtebaulichen Situation für das Gebiet, die Gestaltungsdebatte und die in diese eingebrachten Vorschläge gewonnen werden. Kann Abwesenheit eine Rolle für das Verständnis des Anwesenden und der heutigen Wünsche für das Gebiet spielen? Welche Arten von Abwesenheit gibt und gab es auf dem Areal heute und historisch? Welche Rolle spielen und spielten sie für die Entwicklung des Gebiets? Eröffnet die Auseinandersetzung mit dem Thema Abwesenheit neue Perspektiven, die in der Gestaltungsdebatte eingebracht werden können?
Die Geschichte des Gebietes einschließlich der heutigen Debatte ist eine Geschichte der Produktion, Wahrnehmung und Ablehnung von Abwesenheit. Abwesenheit ist damit Parameter des städtebaulichen Diskurses um den Ort und konstituierendes Element seiner heutigen Wertigkeit.