Bauherren und Baukultur
Analysen, Beschreibungen, Modelle, Definitionen
Erscheinungsjahr: 2015
Die Arbeit entstand aus dem Rückblick auf Berufserfahrungen, aus dem Resümee von Einsichten als Architekt mit Bauherrenaufgaben einer öffentlichen Bauverwaltung. Ich formulierte Hypothesen als Anregung weiterer Erörterungen und um der bisher beliebigen und fragmentarischen Unbestimmtheit der Begriffe ‚Baukultur‘ und ‚Bauherren‘ ein ganzheitliches Verständnis entgegenzusetzen und die Position von Bauherren als bau-kulturelle Akteure erkennbar zu machen. Zur Erklärung des Begriffs ‚Baukultur‘ wurden drei sich ergänzende Modelle vorgestellt: 1.) Die gesellschaftliche Teil-Kultur mit fünf Elementen, die den baukulturellen Status begründen, 2.) Ihr normativ qualitätsbestimmendes Meta-System mit einer mehrdimensionalen Qualitäts-Struktur und 3.) Baukultur als dynamischer Zusammenhang kultureller Elemente, die sich aus expliziten Einflüssen und individueller Kreativität verändern. Diese Sichtweisen widersprechen mancher heutigen Auffassung, in der man Baukultur als besondere Qualität des Bauens und von Architektur versteht, ohne dass sie dafür genauer bestimmt wird. Daher wurden die heutige Definition des Qualitätsbegriffs und mehrere zeitgenössische Bewertungs-Systeme des Bauens analysiert, aus allem eine Typologie und eine mehrdimensionale Gesamt-Beschreibung von Qualitäten bzw. Qualitäts-Kategorien des Bauens und der Baukultur entwickelt. Dazu gehören psychische Grundbedürfnisse als Qualitätsansprüche an das Bauen, die in einem Modell beschrieben wurden. Bauherren definierte ich durch fünf ihrer wesentlichen Merkmale und entwarf eine Typologie von sechs wert-orientierten Bauherren-Modellen. Für ihre Aufgaben entwickelte ich einen neuen prozessorientierten Gesamt-Katalog, für alle ihre delegierbaren und nicht delegierbaren Aufgaben. Er wurde ergänzt durch einen Vorschlag, die dort enthaltenen nicht-delegierbaren ‚Kernaufgaben‘ nach dem Konzept der ‚Prinzipal-Agent-Theorie‘ von den delegierbaren abzugrenzen. Ich fügte Beschreibungen baukultureller Wirkungen und ein Kompetenzprofil für professionelle Bauherren hinzu, für die ich baufachliche und architektonische Kompetenz für nötig halte. Abschließend stellte ich als Beispiel eines professionell institutionellen Bauherrn eine öffentlichen Bauverwaltung in Berlin vor und ihre baukulturelle Positionierung. Beschrieben wurde ihre Geschichte, ihre Organisation, ihre Aufgaben und Leistungen, ihre personellen und finanziellen Ressourcen, ihre Einbindung in Zusammenhänge von Politik und Verwaltung sowie neuere Veränderungen ihres Selbstverständnisses.