Community spaces
conception, appropriation, identity
Herausgeber: Karin Berkemann, Sebastian Haumann, Stephanie Herold, Mario Tvrtkovic, Tobias Michael Wolf, Maren Harnack
Erscheinungsjahr: 2015
„Großwohnsiedlungen der Nachkriegszeit haben das Gesicht vieler Städte in ganz Europa geprägt. Ursprünglich sollten diese Planungen der 1950er bis 1980er Jahre die Stadtstruktur verbessern und teilweise auch eine neue Form von Gemeinschaftlichkeit und Urbanität schaffen. In erster Linie zur Linderung der Wohnungsnot gebaut, wurden die Siedlungen auch als buchstäbliche Heimat für eine „“neue Gesellschaft““ geplant, sei es unter sozialistischen Regimes oder im demokratischen Wohlfahrtsstaat. Die Umgestaltung der Gesellschaft sollte durch die Gestaltung der neuen Siedlungen unterstützt werden, wobei den gemeinschaftlich genutzten Räumen ein besonderer Stellenwert zukam.?Die verschiedenen Ausformungen dieser Räume waren Gegenstand der zweiten Konferenz des 45plus-Netzwerk, die in Darmstadt im September 2012 stattfand und in diesem Band dokumentiert wird. Durch die Fokussierung auf gemeinschaftlich genutzte Räume wie Parks, Freiflächen und Sportplätze, aber auch Gemeindezentren, Schulen, Kirchen, Krankenhäuser, Einkaufsstraßen, stellen die in den Beiträgen der Konferenz angesprochen Räume wichtige Identifikationspunkte der „“neue Gesellschaften““ dar. Gemeinschaftliche Räume wurden geplant, um die neuen Wohnsiedlungen zusammenzuhalten – als gut gestaltete und attraktive gebaute Umwelt, als soziale Scharniere und vor allem als symbolische Anker. Oft setzten sie prominente Gestaltungsmerkmale um so als Symbole der Siedlungen und ihrer programmatischen Subtexte zu dienen.?Während Planer und Politiker die gemeinschaftlichen Räume mit dem Fokus auf ihr Potenzial als Ort der Identifikation gestalteten, wurden diese Räume durch die sie nutzenden Gemeinden in unterschiedlicher Weise angeeignet und auch uminterpretiert. Kurz gesagt, Bewohner – wie auch die breite Öffentlichkeit – verstanden, interpretierten und nutzten die gemeinschaftlichen Räume und deren individuellen Eigenschaften möglicherweise auf deutlich andere Art und Weise als ursprünglich geplant. Heute können die anhaltenden Spannungen zwischen Absicht und Nutzung der gemeinschaftlichen Räume als Indikator für Identifikationsprozesse verstanden werden und stellen gleichzeitig eine der großen Herausforderungen bei der Sanierung von Großwohnsiedlungen dar, offenbaren jedoch vielleicht auch unerwartete Chancen.“