Landesentwicklung durch Gartenkultur

Gartenkunst und Gartenbau als Themen der Aufklärung

Herausgeber: Sylvia Butenschön

Umfang: 271 Seiten
Format: 17,0 x 24,0 cm
Erscheinungsjahr: 2014
ISBN 978-3-7983-2685-9
18,50 

Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Entwicklung ländlicher Regionen ein wichtiges Anliegen aller deutschen Staaten. Ein mit diesem Ziel etabliertes administratives System zur Förderung der Gartenkultur im Kurfürstentum Hannover wird im Forschungsprojekt ‚Amtshausgärten‘ am Fachgebiet Denkmalpflege der TU Berlin untersucht. Wichtige Akteure waren die Beamten der Lokalverwaltung, die eine kostenlose Verteilung von Obstgehölzen organisieren und die Bevölkerung zum Garten- und Obstbau anregen sollten. Die ausgedehnten Gärten der Verwaltungssitze (Amtshausgärten) wurden auf hohem Niveau bewirtschaftet und trugen vermutlich zur regionalen Verbreitung neuer Kulturmethoden, Pflanzenarten und Gestaltungsmittel bei. Die Tagung ‚Landesentwicklung durch Gartenkultur – Gartenkunst und Gartenbau als Themen der Aufklärung‘, deren Beiträge in diesem Sammelband wiedergegeben sind, hat die Amtshausgärten in einen weiteren Bezugsrahmen gestellt und das Thema aus unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln vergleichend diskutiert. Die einführenden Beiträge liefern einen Überblick über die Rolle von Obst- und Gartenbau in der absolutistischen Wirtschaftspolitik und im programmatischen Schrifttum der Ökonomischen Aufklärung. Die konkrete Auswirkung der Obstbauförderung in der Landschaft zeigen die Beiträge über den Obstbau im Gartenreich Dessau-Wörlitz und die Bedeutung der Gartenkultur in der Landesverschönerungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Ein kulturgeschichtlicher Überblick widmet sich dem Einfluss des Obstbaus auf Landschaftsstruktur und -bild im Verlauf der Jahrhunderte. Als ein Beispiel für landwirtschaftliche Intensivkulturen wird der Bamberger Gemüsebau näher beleuchtet. Derartige gärtnerischen Sonderkulturen waren in anderen Regionen noch eine entfernte Zielvorstellung, wie der Beitrag über Friedrich Eberhard von Rochow zeigt, der über das Medium des Schulbuchs versuchte, die Bevölkerung in Brandenburg an den Obst- und Gartenbau heranzuführen. Wie der Chausseebau mit begleitenden Baumpflanzungen zur Landschaftsverschönerung in Preußen beigetragen hat, wird ebenso thematisiert wie die bewusste gartenkünstlerische Verschönerung der Landschaften um Dresden und deren zeitgenössische Rezeption durch Spaziergänger. Die Bemühungen des Ruppiner Landrates stellen ein persönlich gefärbtes Beispiel für die Umsetzung der theoretischen Überlegungen der Landesverschönerung dar. Ein weiterer Beitrag lenkt den Blick nach Vorpommern, wo die Gutsherrschaften im 19. Jahrhundert die Entwicklung der Gartenkunst auf dem Lande förderten. Abschließend werden in zwei Beiträgen Zwischenergebnisse aus dem Forschungsprojekt ‚Amtshausgärten‘ dargestellt, die zum einen Überblick über die Ausstattung der Verwaltungssitze geben und wichtige Quellengattungen zur Erforschung der Amtshausgärten vorstellen, und zum anderen die Gestaltung dieser Gärten daraufhin analysieren, welchen künstlerischen Beitrag zur ländlichen Gartenkultur sie leisten.