Post-Adaption hedonistischer Informationssysteme
Eine empirische Untersuchung
Format: 14,8 x 21,0 cm
Erscheinungsjahr: 2013
Mit dem zunehmenden Einsatz vernetzter elektronischer Geräte im persönlichen Bereich und im Haushalt wächst in den letzten Jahren die Bedeutung hedonistischer Informationssysteme. Dabei kann grundsätzlich zwischen interaktiven Unterhaltungssystemen und dualen Systemen des Lifestyle Computing unterschieden werden. Aus Sicht der Wirtschaftsinformatik liegen bisher vergleichsweise wenige Untersuchungen und Erkenntnisse zu derartigen Systemen vor. Die vorliegende Dissertation geht deshalb der Frage nach, wie das Benutzerverhalten im Kontext hedonistischer Informationssysteme angemessen erklärt werden kann und welche praktischen Implikationen sich daraus ergeben. Die Annäherung an die formulierten Forschungsfragen erfolgt über die Untersuchung von drei Phänomenen, die in den letzten Jahren eine erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Die erste Studie bezieht sich auf die Akzeptanz-kritischen Faktoren sozialer virtueller Welten. Als Forschungsfeld wurde hierfür Second Life ausgewählt, das aufgrund seines innovativen Gestaltungsansatzes und Geschäftsmodells als wegweisend für die Entwicklung dieses Typs hedonistischer Informationssysteme angesehen werden kann. Die Akzeptanzanalyse gewinnt ihre theoretische Fundierung aus der Theorie des geplanten Verhaltens. Basierend auf den durch die Theorie postulierten grundsätzlichen Verhaltensdeterminanten wurde ein Modell spezifischer Einflussfaktoren entwickelt. Im empirischen Test des Modells zeigte sich, dass die Nutzungsintention primär durch die Einstellung gegenüber der Nutzungshandlung bestimmt wird, die ihrerseits gleichermaßen durch wahrgenommene Nützlichkeit und wahrgenommenes Vergnügen beeinflusst wird. Im Hinblick auf die Wertschöpfungsaktivitäten produktiver Nutzer, der so genannten Prosumenten, in Second Life offenbart die Analyse des empirischen Materials die wesentlichen Aspekte der Handlungsmotivation, der Produkt- und Leistungsentwicklung, der Kundenbeziehungen, des Ressourcen- und Kompetenzmanagements sowie der Kosten- und Erlösstrukturen im Ökosystem. Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden zehn praktische Implikationen abgeleitet. Die zweite Studie bezieht sich auf die virtuelle Spielwelt World of Warcraft, die zum Zeitpunkt der Untersuchung mehr als 10 Millionen Nutzer hat und seit mehreren Jahren Marktführer im Bereich der Online-Rollenspiele ist. Die Studie zielt auf eine angemessene Modellierung der Einflussfaktoren auf das Verhalten im Rahmen der Kundenbeziehung, die dem Konsum des Unterhaltungsangebots zugrunde liegt. Zu diesem Zweck wird ein Post-Adoptionsmodell entwickelt, das von zwei maßgeblichen Mechanismen ausgeht. Zum Ersten ein Dedication-Mechanismus, in dessen Zentrum die Loyalität des Nutzers steht, und zum Zweiten ein Constraint-Mechanismus, der sich auf die wahrgenommenen Wechselkosten bezieht. Zur Abbildung des Beziehungsaspekts wird die Social Exchange Theory herangezogen. Die Determinanten des Unterhaltungserlebens werden mit Hilfe der Self-Determination Theory integriert. Das vorgeschlagene Post-Adoptionsmodell zeigte sich in der Lage, die Nutzungsintention, das Weiterempfehlungsverhalten und die Nicht-Beachtung konkurrierender Alternativen als zentrale Variablen des Benutzerverhaltens auf einem substanziellen Niveau zu erklären. Aus den Ergebnissen der Studie werden theoretische Implikationen für die weitere Erforschung des Benutzerverhaltens im Kontext interaktiver Unterhaltungsdienste sowie Schlussfolgerungen für das Management virtueller Spielwelten abgeleitet. In einer dritten Studie wird das Benutzerverhalten im Kontext dualer hedonistischer Informationssysteme untersucht. Dazu wird das entwickelte Post-Adoptionsmodell auf soziale Netzwerkdienste übertragen und im Hinblick auf die Konzeption einer ganzheitlichen Geschäftsmodell-Akzeptanz erweitert. Zur Kontrastierung wird ein zweites Kausalmodell basierend auf dem Konzept des wahrgenommenen Kundenwertes entwickelt. Im empirischen Test zeigte sich das entwickelte Post-Adoptionsmodell in der Lage, wesentliche Zusammenhänge des Benutzerverhaltens auf einem substanziellen Niveau zu erklären. Die enorme Diffusionsdynamik sozialer Netzwerkdienste, die insbesondere bei Facebook zu beobachten ist, kann aus der vernetzten Wirkung von Dedication- und Constraint-Mechanismus verstanden werden. Die Nutzenaspekte der Anwendung in Verbindung mit der freudvollen Benutzererfahrung überwiegen dabei die wahrgenommenen Risiken. Hinsichtlich der Erklärungsmächtigkeit zeigte sich das Post-Adoptionsmodell dem Modell zum wahrgenommenen Kundenwert in Bezug auf die Nutzungsintention überlegen. Dies deutet daraufhin, dass die stärker prozessorientierte Perspektive auf das Nutzungsverhalten, die in der Abbildung von Dedication- und Constraint-Mechanismus zum Ausdruck kommt, der Komplexität der untersuchten Phänomene besser gerecht wird. Aus den Ergebnissen der Studie werden verschiedene theoretische und praktische Implikationen abgeleitet.