„Einsteigen, bitte?“ Die Entwicklung der Fahrgastinformation im ÖPNV am Beispiel Berlins
Erscheinungsjahr: 2020
Zwar ist die technische Geschichte des Berliner Nahverkehrs recht gut erforscht, doch bislang hat sich niemand intensiv mit der Fahrgastinformation und so mit der Stellung des Fahrgastes in dem komplexen Gefüge aus Verkehrsbetrieben, Politik und Wirtschaft auseinandergesetzt. Diese Publikation stellt die erste Forschungsarbeit zu diesem Thema und somit ein Desiderat dar. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte und Entwicklung der Fahrgastinformation des öffentlichen Personennahverkehrs in Berlin von etwa 1800 bis in die Gegenwart Bezug nehmend auf die Position des Fahrgastes und den Einfluss von Politik und Wirtschaft auf die Informationen.
Neben einer umfassenden Beschreibung der geschichtlichen Zusammenhänge, in denen die Position des Fahrgastes – wo immer das quellenbedingt möglich war – hervorgehoben wird, verfolgt die Arbeit auch die Emanzipation des Fahrgastes in den 1980er Jahren, die durch die Folgeerscheinungen der autogerechten Stadt und zunehmender Partizipation der Bürger angeschoben wurde. Begleitend dazu werden die technischen Möglichkeiten der Fahrgastinformation vom Beginn der Digitalisierung bis in die Gegenwart vorgestellt, wobei die vielfältigen Auswirkungen und Möglichkeiten des Internet berücksichtigt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt besteht in der Analyse der politischen und wirtschaftlichen Einflussnahme auf die Qualität der Fahrgastinformation. Herangezogen werden dazu zeitgenössische Dokumente, die Entstehungsgeschichte von Haltestellenpfosten und Liniennetzpläne seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Es wird aufgezeigt, welche ideologisch motivierten Maßnahmen zur Beeinflussung der Reisenden in den jeweiligen politischen Systemen ergriffen wurden und werden. Die Umbenennung von Bahnhöfen und Haltestellen spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Verquickung kapitalistischer Interessen mit ihrer Einflussnahme auf den Passagier.[–] Dabei wird herausgearbeitet, welche Stellung der Fahrgast zu den verschiedenen Perioden innehatte und wo er heute steht. Die Unterscheidung in grundlegende und erweiterte Fahrt-Information ermöglicht dieser Publikation auch vermeintlich periphere Hinweise wie Schriftarten, Farben und das Corporate Design zu berücksichtigen. Um die Vielfalt der Möglichkeiten und Hindernisse zu veranschaulichen, widmet sich ein Kapitel Beispielen der Anwendung aller behandelten Epochen.
Abgeschlossen wird die Arbeit mit einem Fazit über Chancen, Gefahren und Ausblicke zu diesem Gebiet.