Megatrends und ihre Implikationen für die Logistik
Ableitung von Wirkungszusammenhängen
Erscheinungsjahr: 2013
Megatrends können aufgrund ihrer tief greifenden und langfristig anhaltenden Veränderungen als Ausgangsbasis für globalwirtschaftliche Entwicklungen und Rahmenbedingungen gesehen werden, an denen sich Unternehmen orientieren müssen. Die Logistik, als ganzheitlich integrierende Netzwerkfunktion, nimmt eine zunehmend wichtigere Rolle ein, indem sie sich zu einem entscheidenden Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb entwickelt. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, muss sie sich den sich ständig veränderten externen Bedingungen stellen. Das in dieser Arbeit betrachtete Forschungsdefizit besteht darin, dass die Identifikation der Megatrends und ihrer Einflüsse auf die Logistik aufgrund einer Vielzahl existierender Entwicklungen sowie teilweise gegenläufiger Auswirkungen in einem Wirkmodell und daraus ableitbare Implikationen weder in der Literatur noch in der Praxis verfügbar ist. Ziel der Arbeit ist es, die für die Logistik relevanten aktuellen, langfristigen Entwicklungen zu identifizieren, zu systematisieren sowie deren Wirkungen auf die Logistikstrategie von Unternehmen aufzuzeigen. Das Forschungsvorhaben wird durch drei primäre Forschungsfragen definiert, in denen 1.) nach den globalen gesamtwirtschaftlichen Megatrends, 2.) nach deren Wirkung auf die Logistik und 3.) nach den Anpassungsmöglichkeiten der Logistik auf die Wirkungen der Megatrends gefragt wird. Zur Bearbeitung des Forschungsgegenstandes wurden zunächst die konzeptionellen Grundlagen sowie das forschungstheoretische Fundament der Arbeit gelegt. Darauf aufbauend wurden auf Basis eines ausführlichen Literaturüberblicks vier vorherrschende Megatrends (Globalisierung, Innovation, Nachhaltigkeit, Nachfrageverhalten) identifiziert. Anschließend wurde unter Einbezug ressourcenorientierter, situationsorientierter sowie systemtheoretischer Ansätze, sowie unter Einbezug praxisorientierter Literatur theoriegeleitet die Wirkungszusammenhänge hergeleitet. So konnten elf Treiber der Megatrends identifiziert und mit den Handlungsfeldern der Logistik im Sinne einer Systematisierung in Bezug gebracht werden. Die Bestätigung der identifizierten Megatrends sowie der Wirkungszusammenhänge erfolgte anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse mit neun repräsentativen und branchenübergreifenden Experteninterviews. Die Ableitung der Handlungsmöglichkeiten ist durch eine strukturierte Herleitung aus der Theorie sowie eine anschließende Bestätigung der Praxis erfolgt. Ergebnis der Arbeit ist ein empirisch bestätigter Ansatz zum Aufzeigen der Wirkungszusammenhänge von Megatrends auf die Logistik. Auch wenn Intensität und Wirkrichtungen der Megatrends unterschiedlich sind, konnte zusammenfassend festgestellt werden, dass sich die direkten Konsequenzen der Megatrends durch eine Steigerung der Komplexität charakterisieren lassen. Es ließen sich drei dominante Strategien zur Begegnung dieser Herausforderungen identifizieren: eine stärkere Flexibilisierung der gesamten Logistikkette, eine Intensivierung der Kooperationen über Unternehmensgrenzen hinweg sowie eine stärkere Dezentralisierung der Entscheidungskompetenzen. Ein erfolgreicher Umgang der Praxis mit den Wirkungen der Megatrends auf die Logistik erfordert somit eine konsequente End-to-end Betrachtung innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette und umfasst damit alle direkten und indirekten Beteiligten einer Logistikkette.