Die Hochstraße in Halle (Saale)
Relikt einer vergangenen Zukunft
Erscheinungsjahr: 2015
Mit der Hochstraße in Halle (Saale) wird auf ein Thema fokussiert, das Repräsentant eines stadtpolitischen und städtebaulichen Konflikts ist. Das wohl umstrittenste Zeugnis der sozialistischen Moderne in Halle steht dabei symptomatisch für eine Debatte, wie mit städtebaulichen Relikten einer als abgeschlossen geltenden historischen Epoche umgegangen werden kann. Ziel der Arbeit ist nicht nur eine mögliche Entwicklung für diesen Ort, sondern auch das Nachzeichnen einer Stadtentwicklung, die gegenwärtig zu einem gesellschaftlichen Konflikt geführt hat. Unsere Ausgangsposition ist es, der Hochstraße einen eigenen städtebaulichen/historischen/kulturellen Wert zuzubilligen. Es wird auf den Versuch abgestellt, den bestehenden gesellschaftlichen Konflikt um die Hochstraße zu entschärfen und eine zeitgemäße, nachhaltige, ressourcenschonende Lösung anzubieten. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile, einen Analyse- sowie Konzeptteil. Der Analyseteil zwischen Abrissphantasien und Unentbehrlichkeit gibt einführend einen Überblick über einige der konzipierten und realisierten Hochstraßenprojekte des 20. Jahrhunderts. Daran schließen Ausführungen zur Stadtbaugeschichte Halles an. Im dritten Teil der Analyse wird auf die Hochstraße selbst fokussiert und „über die Notwendigkeit einer Hochstraße in Halle“ berichtet. Hier wird die Frage gestellt, ob die Errichtung der Hochstraße ausschließlich mit verkehrlichen Erfordernissen zu erklären ist oder ob Gründe auch auf anderen Ebenen gefunden werden können. Darauf folgt eine Untersuchung der zeitgenössischen, gesellschaftlichen Debatte um die Hochstraße. Abschluss des Analyseteils bildet ein Bericht von einem Spaziergang, der persönliche Eindrücke von der Situation um die Hochstraße vermitteln soll. Der Konzeptteil Labor für eine andere Mobilität ist eine prozessorientierte Versammlung von unterschiedlichen Ideen für eine temporäre und kontinuierliche Bespielung der Hochstraße. Hier spielt ein gewandeltes Mobilitätsverständnis, das sich von den rein technischen Belangen einer traditionellen Verkehrsplanung lossagt, eine gewichtige Rolle. Das Konzept ist in drei thematische Aktionsfelder sowie in vier zeitliche Phasen gegliedert. Darin finden sich verschiedene Projekte, die über die Grenzen der Aktionsfelder und Phasen hinausreichen können. Darüber hinaus werden Aussagen zur Steuerung der Labors getroffen. Ziel ist es, mit dem Labor für eine andere Mobilität zur Erhaltung der Hochstraße als „Relikt einer vergangenen Zukunft“ beizutragen, um deren Zukunft unter verschiedensten Gesichtspunkten neu verhandeln zu können.