The Social City
Urban development and housing projects in Berlin and Naples in the post-war era – A comparison: Theoretical models, implemented projects, social and political impacts today
Herausgeber: Antonello Scopacasa
Format: 24,0 x 24,0 cm
Erscheinungsjahr: 2022
In der Nachkriegszeit erlebten Berlin und Neapel eine Phase tiefgehender Veränderungen, die im Wesentlichen von externen Faktoren beeinflusst wurde: der aufgelockerten, infolge des Zweiten Weltkriegs ruinierten Stadtform, der starken Veränderung der sozialen und wirtschaftlichen Struktur, der unkritischen Rezeption und Implementierung von stark theoretisch geprägten Modellen des Funktionalismus in der Stadtplanung sowie in der Gestaltung der neuen öffentlichen Bauinterventionen. Auf der einen Seite erlebt Berlin zwischen den 40er und den 80er Jahren einen starken Bevölkerungsverlust, eine politische Isolierung und eine urbane Aufspaltung, indem eine stark politisch beeinflusste Stadtplanung das Stadtbild tief verändert. Auf der anderen Seite leidet Neapel unter einer neuen Einwanderungsphase sowie der parallelen Verdichtung der alten Vorstädte und der physischen Erweiterung der Stadtgrenze, ohne dass konsequente und sozial gemäße stadtplanerische Maßnahmen vorgenommen wurden.
Diese kontrastreiche Umbruchsphase stimmt überein mit der Etablierung der neuen demokratischen Regierungssysteme in der Bundesrepublik Deutschland wie auch in Italien und damit mit dem für beide – und im Westen wie im Osten – grundlegenden Ziel des sozial gerechten Wohnens.
Das Forschungsvorhaben beinhaltete eine Reihe von historischen Analysen der Beziehung zwischen Stadtentwicklung und sozialem Wohnungsbau zum Zweck der kritischen Reflexion und um eine fundierte Bewertung der jeweiligen zeitgenössischen Bedingungen zu ermöglichen. Insbesondere wurden Wohnsiedlungen untersucht, die in Berlin wie in Neapel in den ersten vier Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden, d.h. in eben dem Zeitraum, in dem öffentlicher Wohnungsbau sowohl unter politischen wie auch unter stadtplanerischen Aspekten zentral war.
Das Buch konzentriert sich auf Lebensräume, die Stadt und das Haus. Folglich untersucht es das Ausmaß des Projekts wie das der Intervention, die Beziehung zwischen Innovation und kultureller Rezeption städtischer Phänomene wie auch zwischen dem jeweiligen Stadium des Projekts und der Umsetzung und Aufrechterhaltung der Interventionen und schließlich zwischen den demokratischen Erwartungen und der Leistungsfähigkeit des Verwaltungssystems. Diese Schritte haben direkte Auswirkungen auf die soziale Identität, welche die zunächst geplante und dann gebaute Stadt inspiriert, strukturiert und transformiert, d.h. diesen ständigen Dialog zwischen Form und Inhalt (die Vergangenheit), der im Allgemeinen durch fortschreitende und gegenseitige Anpassungen abläuft.
Bei der Auswahl der Fallstudien haben wir Interventionen in der „Perpherie“ bevorzugt, da sie es sind, in denen sich theoretische und ästhetische Trends am deutlichsten abzeichnen und in denen sich Kulturen der Planung und des Designs am weitesten entwickeln könnten. Die Peripherie fällt jedoch nicht unbedingt zusammen mit den geografischen Rändern der Städte: sowohl in Berlin wie in Neapel haben historische Ereignisse oder auch die jeweilige Topografie naturgemäß die „periphere“ Lage entlang einem Radius verschoben, der nur im Idealfall vom Stadtzentrum ausgeht und sich oft bis an seine Ränder erstreckt. Von einer soziologischen Perspektive aus ist es eher so, dass im Allgemeinen die gleichen Interventionen zu einer peripheren Situation führen. d.h. zu Marginalisierung oder sozialer Aufspaltung. Wie wir sehen werden, gilt dies sowohl im größeren Rahmen für die Stadt wie auch innerhalb eines Stadtviertels.
Die Materialien sind folgendermaßen angeordnet: Der Text wird eingeführt durch eine grafische und zusammenfassende Präsentation der historischen Zusammenhänge in Berlin und Neapel und eine Dokumentation zu den zwölf Fallstudien. Im zweiten Kapitel – „Vergleich/Comparison“ – , das ursprünglich als erstes Kapitel von den jüngeren Forschern, die am Projekt teilnahmen, entwickelt wurde, werden drei Fragen, die während der Seminare im Mittelpunkt standen, genauer vorgestellt: die Eignung des Projekts dafür, die soziale Ebene mit einzubeziehen; der experimentelle Charakter der Interventionen, insbesondere in der Bautechnologie, im sozialen Ansatz und in der demokratischen Teilhabe; die Beziehung zwischen öffentlichem und privatem Engagement in der Phase der Umsetzung wie der Aufrechterhaltung der Programme. Das dritte Kapitel – „Eingehende Analyse/In-Depth-Analyses“ – besteht aus den Beiträgen der beteiligten Wissenschaftler, um so eine klarere historische und kritische Analyse von etlichen der ausgewählten Fallstudien und der weiterreichenden städtischen und sozialen Zusammenhänge zu gewährleisten. Der abschließende Kommentarteil bietet einen kurzen Überblick, der den Schwerpunkt auf eine Auswahl von theoretischen Verknüpfungen legt, die sich aus dem Vergleich der Materialien aus zeitgenössischen Perspektive ergeben.
Die Veröffentlichung ist das Ergebnis des gleichnamigen Forschungsprogramms, das vollständig vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) finanziert wurde und 2019 in einer Zusammenarbeit der Architektur-Fakultät (Habitat Unit) der Technischen Universität Berlin mit dem Dipartmento di Architettura e Disegno Industriale der Università della Campania „Luigi Vanvitelli“ in Aversa (Italien) durchgeführt wurde.