Advanced Approach Light System
Der Einfluss eines zusätzlichen visuellen Assistenzsystems zur Steigerung des Situationsbewusstseins bei kritischen Wetterbedingungen hinsichtlich vertikaler Fehler im Endanflug
Format: 14,8 x 21,0 cm
Erscheinungsjahr: 2017
Das stetige Wachstum in der Luftfahrt erfordert die Einführung neuer Technologien, um der Nachfrage nach steigender Kapazität gerecht zu werden. Insbesondere das System Flughafen stellt hierbei oftmals den limitierenden Faktor dar. Schlechte Sichtbedingungen und die unzureichende bodenseitige Ausrüstung mit Navigationseinrichtungen können für Einschränkungen in der Aufrechterhaltung des bestehenden Verkehrsflusses sorgen – insbesondere bei Landeanflügen. Das konventionelle Instrumentenlandesystem besteht aus einer Vielzahl an technischer Komponenten, die hohen Aufwand hinsichtlich Wartung und Betrieb verursachen. Kleine Flughäfen sind oft nur teilweise oder gar nicht mit den entsprechenden Bodenkomponenten ausgerüstet, so dass der Flugbetrieb bei bestimmten Sichtbedingungen vollständig eingestellt werden muss. Neue satellitengestützte Anflugverfahren bieten die Möglichkeit, den Flugbetrieb auch bei schlechten Sichtbedingungen aufrechtzuerhalten, unabhängig von der bisher notwendigen Bodeninfrastruktur. Diese bieten mittlerweile ebenso eine auf der barometrischen Höhenmessung oder einem aufgewerteten Satellitensignal basierende vertikale Flugführungskomponente. Allerdings besteht mit der Verwendung entsprechender Anflugverfahren auch eine neue mögliche Fehlercharakteristik des vertikalen Flugführungssignals. Ist ein Fehler beim auf elektromagnetischen Funkwellen basierenden Instrumentenlandesystem winkelförmig – d.h. je näher sich das Luftfahrzeug dem Sender am Boden nähert, umso kleiner wird die absolute Ablage zum Sollanflugweg – ist dieser bei satellitengestützten Anflügen konstant über den gesamten Endanflug. Eine große Abweichung vom Sollanflugweg auch kurz vor Erreichen der Landebahnschwelle kann die Folge sein. Bei schlechten Sichtbedingungen nahe den Minima eines Präzisionsanfluges kann der Fehler oft erst bei Erreichen der Entscheidungshöhe und dem damit verbundenen visuellen Kontakt zu entsprechenden Bodenmerkmalen erkannt werden. Je größer die Ablage zum Sollanflugweg, umso entscheidender ist das unverzügliche Einleiten des Fehlanflugs, um ein Verlassen der entsprechenden Hindernisfreibereiche zu verhindern. Untersuchungen haben gezeigt, dass die aktuell vorhandenen visuellen Merkmale der Anflugbefeuerung nicht ausreichend sein können, die tatsächliche Position bezüglich der Landebahnschwelle und des Sollanflugweges bei Erreichen der Entscheidungshöhe einzuschätzen. Das hier vorgestellte Advanced Approach Light System soll die Cockpitbesatzung als zusätzliches visuelles Merkmal bei der Entscheidung unterstützen und so zur Verbesserung des Situationsbewusstseins hinsichtlich konstanter vertikaler Fehler beitragen. Das neue Befeuerungssystem wurde in einen Flugsimulator integriert und innerhalb zweier Versuchsreihen mit unterschiedlichen Sichtbedingungen und Entscheidungshöhen von lizensierten Verkehrspiloten getestet. Dabei sollte neben der grundsätzlichen Funktionalität auch die operative Einsetzbarkeit in den bestehenden Ablauf der Handlungsroutinen im Cockpit untersucht werden. Die Ergebnisse der Versuchsreihen haben eine erhebliche Verbesserung im Erkennen vertikaler Fehler mit Hilfe des Advanced Approach Light System aufgezeigt. Die Entscheidung zum Einleiten des Fehlanflugs erfolgte direkt und unverzüglich, wodurch das Luftfahrzeug auch bei sehr niedriger Entscheidungshöhe noch innerhalb des Hindernisfreibereiches blieb. Im Gegensatz dazu wurde bei den Versuchsteilnehmern, denen nicht das neue System zur Verfügung stand, die Entscheidung eher zögerlich und oftmals viel zu spät getroffen, was zu einem Verlassen des Hindernisfreibereichs führte. Das Situationsbewusstsein der Luftfahrzeugführer zum Erkennen vertikaler Fehler beim Erreichen der Entscheidungshöhe wurde durch das Advanced Approach Light System wesentlich erhöht. Die Integration in bestehende Arbeitsroutinen und der operative Einsatz erfolgten bei hoher Akzeptanz problemlos durch die Versuchsteilnehmer.