G-IQI – German inpatient quality indicators – HELIOS Qualitätsindikatoren, IQ Qualitätsindikatoren; Definitionshandbuch, Version 2.5, Datenjahr 2009
Format: 21,0 x 29,7 cm
Erscheinungsjahr: 2010
Qualitätsmanagementaktivitäten können nur dann gezielt ausgeführt werden, wenn verlässliche Messungen potentielle Qualitätsmängel und Verbesserungsmöglichkeiten sichtbar machen. Ein kontinuierlicher, iterativer Qualitätsverbesserungsprozess ist ohne Qualitätsmessung schlichtweg nicht möglich. Medizinische Qualität ist von vielen Faktoren abhängig. Natürlich können und werden Struktur- und Prozessmerkmale in vielen Fällen einen Einfluss auf die Ergebnisqualität haben. Sie müssen es aber nicht. Es ist daher nötig, auch das eigentliche Ziel medizinischen Handelns, nämlich die Ergebnisqualität, ins Auge zu fassen. Wenn es gelingt, das Ergebnis zu messen, wird dies im Qualitätsmanagement umgekehrt automatisch dazu führen, dass die Prozesse und Strukturen verbessert werden, da nur so Ergebnisverbesserungen erzielbar sind. Mit der Einführung des DRG-Systems in deutschen Akutkrankenhäusern sind umfangreiche medizinische Informationen in den administrativen Datenbeständen der Krankenhäuser verfügbar geworden. Diese, auf der gesetzlichen Grundlage des § 301 SGB V zur Abrechnung erhobenen, zeitnah verfügbaren Daten bilden die Ausgangsbasis für die hier vorgestellte Definition von Mengen-, Verfahrens- und Ergebnisindikatoren. Ein Vorteil der Qualitätsmessung mit Routinedaten liegt darin, dass alle Krankenhausfälle vollständig erfasst sind. Wegen der Anreize zur möglichst vollständigen Kodierung einerseits und der Kontrolle der Abrechnungsdaten seitens der Krankenkassen und des MDK andererseits, handelt es sich um einen der bestgeprüften Datenbestände. Ohne zusätzliche Erhebungsaufwand lassen sich auf dieser Basis Indikatoren durch die logisch beliebig komplexe Kombination von Haupt- und Nebendiagnosen, Prozeduren und demographischen Daten ableiten. Die HELIOS Kliniken haben im Jahr 2000 begonnen, derartige Kennzahlen aus ihren Datenbeständen zu generieren und den Kennzahlensatz seitdem kontinuierlich weiter entwickelt. Inzwischen werden diese G-IQI (German Inpatient Quality Indicators) trägerübergreifend von vielen anderen Krankenhäusern eingesetzt. Das vorliegende Definitionshandbuch macht für alle Interessierten die exakte Indikatorendefinition der Version 2.5 allgemein zugänglich. Das Indikatorenset ist geeignet, Auffälligkeiten zu erkennen. Es dient der Überprüfung des eigenen Handelns anhand der Ergebnisse und soll Anlass geben, sich zielorientiert mit den eigenen Behandlungsprozessen auseinanderzusetzen. Ziel ist dabei vor allem die eigene Verbesserung. Diese Verbesserung ist nicht mit der Messung allein zu erzielen. Sie setzt bei Auffälligkeiten parallel die retrospektive Auseinandersetzung mit kritischen Einzelfällen anhand der Krankenakten voraus. Die konkrete Analyse, zum Beispiel von Todesfällen bei bestimmten Krankheitsbildern, hilft Schwachstellen aller Art zu erkennen und für die Zukunft zu beseitigen. Der Erfolg kann wiederum fortlaufend anhand der Indikatoren überprüft werden. Erst diese Kombination von Messung, Fall- und Prozessanalyse, Verbesserung und erneuter Messung ermöglicht die Etablierung eines effizienten Qualitätsmanagements. Die hier vorgestellten Indikatoren betrachten den einzelnen Krankenhausfall. Sie sind im Routinebetrieb sofort verfügbar und daher für das klinikinterne Management unverzichtbar. Sie lassen sich bei Messungen mittels der auf Ebene der Krankenkassen verfügbaren fallübergreifenden Daten um wesentlich besser standardisierbare, auf gleicher Datenbasis beruhende mittel- und langfristige sowie auch sektorübergreifende Ergebnismessungen ergänzen. Beide Verfahren können aufeinander abgestimmt werden und sind zusammen in der Lage, den Kliniken die benötigten kurz- und mittelfristigen Rückmeldungen zu Behandlungsverläufen und Ergebnisqualität zu geben und die Qualität der Krankenhausbehandlung ohne zusätzlichen Erhebungsaufwand weit umfassender darzustellen als dies mit den bisherigen Methoden möglich war. Das auch international zunehmend eingesetzte Verfahren der Analyse von Routinedaten wird sich weiter entwickeln und die bisherigen Ansätze, die auf aufwändigen separaten Datenerfassungen beruhen, teils ersetzen, teils auch nur ergänzen. Zu beachten ist, dass hier nicht die Fragestellungen als solche neu sind. Neu ist lediglich die Methode, Kennzahlen zu gewinnen. Es handelt sich um eine technische Weiterentwicklung, die einerseits bürokratischen Erfassungsaufwand reduziert und andererseits über neue Techniken die Beantwortung von Fragen ermöglicht, die auf der Basis bisheriger Methoden nicht mit vertretbarem Aufwand zugänglich waren. Gleichzeitig entsteht, da die Ausgangsdaten auch auf Kassenseite zur Verfügung stehen, eine neue Art von Transparenz. Eine solche gleichzeitige Verbesserung der methodischen Effizienz und der Transparenz eröffnet neue Möglichkeiten, die Auswirkungen auf das Qualitätsmanagement und die Umsetzung qualitätsorientierter Vergütungselemente haben werden.