„Schloss mit der Debatte!“? – Die Zwischennutzungen im Palast der Republik im Kontext der Schlossplatzdebatte
Umfang: 69 Seiten
Format: 21,0 x 29,7 cm
Erscheinungsjahr: 2008
Format: 21,0 x 29,7 cm
Erscheinungsjahr: 2008
Reihe: ISR Impulse Online (bis Bd. 50: ISR Graue Reihe) ; 14
ISBN 978-3-7983-2092-5Am 19. Januar 2006 beschloss der Deutsche Bundestag mit überwältigender Mehrheit den Abriss des Palastes der Republik. Kurz darauf wurde auf dem Schlossplatz im historischen Zentrum von Berlin mit dem Abtragen des in der Ära Honecker errichteten Gebäudes begonnen. In ähnlicher Deutlichkeit war bereits die Rekonstruktion des Berliner Schlosses beschlossen worden, welches zuvor an gleicher Stelle stehend von der DDR-Regierung unter Walter Ulbricht abgerissen worden war. Die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag verdecken jedoch, dass diese Entscheidungen keineswegs unumstritten waren. Der historische Wert des Palastes als Zeugnis der geteilten deutschen Geschichte wird von vielen Experten als einzigartig angesehen. Des Weiteren ist auf der einen Seite die Finanzierung der geplanten Schlossrekonstruktion nach wie vor ungesichert und auf der anderen Seite gab es zahlreiche Konzepte für eine Fortsetzung verschiedener Zwischennutzungsaktivitäten, durch die sich der Palast in den Jahren 2003–2005 zu einem populären und multifunktionalen Veranstaltungsraum entwickelt hatte. Die Arbeit liefert einen Überblick über die zahlreichen paradoxen Wendungen in der Entwicklung und Bedeutung des Palastes der Republik, von seiner Erbauung bis zur Schließung kurz vor der Wiedervereinigung, gefolgt von jahrelangem Leerstand und Asbestsanierung in den 1990er Jahren bis zu den Zwischennutzungen und dem Abriss 2006. Kritisch beleuchtet wird die in den 1990er Jahren begonnene Auseinandersetzung um die richtige (oder falsche) Bebauung des Schlossplatzes, die sogenannte Schlossplatzdebatte, die im Jahre 2002 durch die Zwischennutzungen mit neuen Akteuren und Inhalten erneut aufflammte. Im Schwerpunkt befasst sich die Arbeit mit dem Einfluss der Zwischennutzungen im Palast auf die Schlossplatzdebatte. Vor allem die Akteure der populären Veranstaltungsreihe VOLKSPALAST hatten es innerhalb weniger Wochen geschafft, die vorangegangenen Debatten über städtebauliche und ästhetische Aspekte einer zukünftigen Bebauung als völlig unzureichend zu entlarven, indem sie aufzeigten, dass die oft kritisierte Tristesse des Schlossplatzes vor allem durch die fehlende Nutzung entstanden war. Die erfolgreichen Zwischennutzungen führten daher zu einem Umschwung in Medien und Öffentlichkeit zugunsten einer weiteren Erhaltung des Palastes. Der jahrelange Leerstand des Palastes hatte jedoch die Basis zur Bildung einer erfolgreichen Koalition von Schlossbefürwortern geschaffen, die den Abriss des Palastes durchsetzen konnte, obwohl die Nachfolgeplanungen finanziell wie konzeptionell nicht gesichert waren. Der durch die Zwischennutzungen ausgelöste Stimmungswandel hatte dazu geführt, dass die Befürworter einer Rekonstruktion die Realisierung ihres Projekts zunehmend gefährdet sahen. Die Zwischennutzungen, die eigentlich zur Rettung des Palastes führen sollten und diese Hoffnung auch ein letztes mal haben aufleben lassen, führten letztendlich zu einer Beschleunigung der Abrissvorhaben und hatten so gesehen zu viel Erfolg.