Know Hope: von „Street-Art“ bis „White Cube“
Ein Blick auf die Betrachtung und Verbindung von Kunstwelten
Erscheinungsjahr: 2014
Seit dem Jahr 2000 rückt die Street-Art als eine globale, eigenmächtige künstlerische Praxis in urbanen Räumen zunehmend in das Zentrum der Kunstöffentlichkeit. Besonders die journalistischen Medien leiteten mit der Debatte um die individuelle Gestaltung und Einflussnahme auf öffentliche Räume eine Diskussion wieder ein, die Kunst im Straßenraum seit dem Beginn der Graffiti-Bewegung meist mit dem Stigma des Vandalismus behaftete. Der Street-Art ist es weitestgehend gelungen, diesen Ruf abzustreifen und als Gewinn für den New Urbanism und die Kunstgeschichte diskutiert zu werden. Während Graffiti im Allgemeinen keine Akzeptanz in breiteren Bevölkerungsschichten und im etablierten Kunstkontext sucht, gilt die Street-Art als „much more open“ für Stile, Mitglieder, sich durch sie abbildende Ziele und die allgemeine Öffentlichkeit. Parallelen und Gemeinsamkeiten zur institutionellen Kunst bilden nach der hier vertretenen Auffassung einen Aspekt ab. Es spricht viel dafür, dass die Street-Art über die Subkultur hinaus eine eigene Kunst-Welt nachbildet, in der sich sowohl Parallelen, als auch Unterschiede zur etablierten Kunst manifestieren, wobei ihr wesentliches Kennzeichen ist, dass sie auch unabhängig existieren kann. Anhand des Fallbeispiels des Künstlers Know Hope, der von Israel über die USA bis nach Europa die Kontexte von Straße bis White Cube wechselt, wird das Phänomen der Street-Art zwischen Subkultur und etablierter Kunst untersucht. Es wird hier die These aufgestellt, dass Know Hope die Kontexte aber auch miteinander verbindet, was wiederum seine Kunst charakterisiert. Der Rezeptionsprozess des Betrachters scheint in diese Methode involviert. Bei der Analyse der Werke Know Hopes wird der Fokus auf die Rezeptionssituation mit der Frage nach der Wirkungsästhetik gelegt. Denn es soll der Adressierung an den Betrachter nachgegangen werden, die sich als charakteristisch für Know Hopes Arbeiten zeigt. Es gilt durch die Werkanalyse herauszustellen, mit welchen Mitteln der Künstler den Betrachter zu involvieren versucht, beziehungsweise welche vom Werk ausgehenden Zeichen diesen Prozess der Rezeption auslösen. Ein Charakteristikum der Street-Art ist ihre Anbindung und ihr Erlebnis an den Ort der Straße, womit für sie die Konstanten von Raum und Zeit eine besondere Rolle spielen. Es geht somit erstens um die ‚äußeren Zugangsbedingungen’, mit denen der Betrachter an das Werk herantritt (Welche Konsequenzen hat der Ort für das Werk? Wie kann das Werk hier betrachtet werden?) und zweitens um die ‚inneren Rezeptionsvorgaben’, durch die Künstler und Werk den Rezeptionsprozess beeinflussen (Wie nimmt der Betrachter an der innerbildlichen Kommunikation teil? Inwiefern wird der Rezipient ‚stimuliert’, um sich am Werkaufbau zu beteiligen und inwiefern wird er dadurch zum Handlungsträger außerhalb des rezipierten Ortes?). Diese Arbeit geht daher nicht nur von einer Kunst aus, die die Kunstgeschichte auch in ihren Kontexten denken sollte, für die Street-Art wird vielmehr die These vertreten, dass der Kontext sie wesentlich konstituiert. Dieser steht nicht immer in Opposition zum etablierten Kunstkontext, muss aber auch nicht nur durch ihn verstanden werden. Er bildet eine eigene Welt ab, die aus der Subkultur des Graffiti erwachsen ist, sich jedoch mittlerweile in wesentlichen Punkten von ihr unterscheidet. Die Arbeit der Street-Artists auf der Straße bleibt darin ein konstituierendes Moment, denn der Raum ist nicht nur Umgebung, sondern auch ein Wahrnehmungsrahmen dieser Kunst. Wie kann der Kontext der Straße aber im White Cube erhalten bleiben? Die Frage zielt auf den Vorwurf, dass die Straßenkunst ihre Authentizität verliert, sobald sie sich dem Kunstkontext und seinen Regeln unterordnet. Der Übertritt in die Welt des White Cube, wenngleich toleriert, bringt eine Gradwanderung zwischen Street-Art als reinem Stilbegriff und einem mehr ihr Wesen erfassenden Kontextbegriff mit sich. Es gilt somit in dieser Arbeit die „Schnittstelle von ‚Kontext’ und ‚Text’“ zu suchen, um festzustellen, ob Know Hope als Repräsentant einer Richtung der Street-Art mit seiner Arbeit im White Cube noch als Street-Artists gelten kann, und wenn ja, warum.